Ausgangssituation / Problemstellung
Ruanda ist mit seinen 11,5 Millionen Einwohnern auf einer Fläche von nur 26.338 km² der am dichtesten besiedelte Staat Afrikas. Jedes Jahr drängen etwa 125.000 Jugendliche neu auf den Arbeitsmarkt. Infolge der guten Konjunktur suchen viele Betriebe nach Arbeitskräften, insbesondere in der Baubranche. Allerdings ist die handwerkliche Ausbildung auf die Vermittlung theoretischen Wissens ausgelegt. Den Schulen fehlen Ausbilder mit praktischen Kenntnissen, Werkstattausrüstung und Verbrauchsmaterial. Kontakte zur Wirtschaft bestehen nur in geringem Maß. Die Jugendlichen sammeln während ihrer Ausbildung kaum praktische Erfahrungen und sind daher für die Unternehmen als Arbeitskräfte nicht attraktiv. Oftmals werden stattdessen Fachkräfte aus den Nachbarstaaten eingesetzt, die als besser ausgebildet und erfahrener gelten. Hieraus resultiert trotz der Chancen, die der wachsende Arbeitsmarkt in Ruanda bietet, eine hohe Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung unter Berufsschulabgängern. Viele finden nur Gelegenheitsjobs im informellen Sektor.
Die ruandische Regierung hat die Notwendigkeit einer stärker praxisorientierten Berufsbildung erkannt. Deren Förderung ist eine der Prioritäten in der nationalen Strategie zur wirtschaftlichen Entwicklung und Armutsbekämpfung (EDPRS II) sowie der übergeordneten „Vision 2020“. In 2015 wurden eine Berufsbildungsstrategie und eine Strategie zur Förderung des Lernens am Arbeitsplatz (Workplace Learning Policy) verabschiedet. In beiden Dokumenten wird hervorgehoben, dass der Privatsektor stärker in die Planung und Durchführung von beruflicher Bildung einbezogen werden soll. Verschiedene Formate dualer Ausbildung sollen erprobt werden, um einen für den ruandischen Kontext passenden Ansatz zu finden und diesen landesweit einzuführen.
Projektziele
Ziel des Projektes war es, am Modell ausgewählter Bauberufe zu erproben, wie der ruandische Privatsektor stärker in die Planung und Durchführung handwerklicher Ausbildung einbezogen werden kann. Damit sollte ein Beitrag zur Verbesserung der Beschäftigungs- und Einkommenschancen von Berufsschulabgängern im Bauhandwerk geleistet werden.
Wirkungen
Es ist dem BBP-Projekt gelungen, drei duale Ausbildungsgänge im Bausektor einzuführen und mehrfach durchzuführen. Die am Projekt beteiligten Partner bieten die Lehrgänge weiter an und sind dabei, den dualen Ansatz auf andere Gewerke auszuweiten. Weitere duale Ausbildungsgänge sind in der Vorbereitung.
2. Phase
In der zweiten Projektphase, die im November 2017 begann, setzten IPRC East und SJIT die Pilotkurse aus der ersten Phase weitestgehend selbstständig fort und wurden dabei unterstützt, weitere Ausbildungsgänge auf den dualen Ansatz umzustellen. Das Firmennetzwerk der Partnerschulen wurde ausgebaut, um die Vermittlung der Schüler in praktische Phasen und in Arbeit zu verbessern. Um Grundlagen für eine breitere Einführung des dualen Ansatzes über die Pilotlehrgänge des Projektes hinaus zu schaffen, wurden Studien zur Wirksamkeit und zu Finanzierungsmöglichkeiten dualer Berufsausbildung erstellt.