Die 1990er Jahre waren eine Phase großer Umbrüche. Die Sowjetunion löste sich auf, die Staaten Mittel- und Osteuropas machten sich auf den Weg in Richtung Europäische Union und weltweit schienen sich Marktwirtschaft und Demokratie durchzusetzen. Die internationale Entwicklungszusammenarbeit blieb hiervon nicht unberührt: Zusätzliche Aufgaben in neuen Regionen kamen hinzu und die Kooperation mit der Wirtschaft wurde als ein neuer, wichtiger Erfolgsfaktor erkannt. sequa tat die ersten Schritte in diesen bewegten Zeiten und musste sich als neue, aus der Privatwirtschaft heraus gegründete Organisation vielfältig orientieren und etablieren. Unter anderem bei unseren Ansprechpartnern in den Geberorganisationen mussten wir uns einen Namen machen.
Die sequa gGmbH wurde am 23. September 1991 durch Beschluss der Gesellschafter DIHT (heute: DIHK) und ZDH gegründet, später stießen BDA (1994), BDI (2006) und GIZ (2010) dazu. Im andauernden Lern- und Gewöhnungsprozess zwischen ›privat‹ und ›Staat‹ haben beide Seiten im Verlauf der vergangenen drei Jahrzehnte dazugelernt, Grundsatzhürden überwunden und die Pfade, auf denen die Zusammenarbeit gut funktioniert, stetig zu belastbaren Wegen ausgebaut.
Das erste Projekt der sequa war die Kammer- und Verbandspartnerschaft (KVP) der IHK zu Kiel mit der Wirtschaftskammer Danzig.Das Modell hat sich bewährt. Bis heute sind in den BMZ-Programmen KVP, BBP und PartnerAfrika über 300 Partner-schaften zwischen ausländischen und deutschen Kammern und Verbänden in 80 Ländern entstanden. Ein einzigartiges Netzwerk! Weitere Geber kamen hinzu, unser erstes GIZ-finanziertes Projekt führten wir 1995 durch, für die EU arbeiten wir seit 1997. Und bei jedem neuen Geber haben wir Lehrgeld gezahlt. So ist unvergessen, dass viele Jahre lang EU-Anträge nur mit Unterschrift in königsblauer Tinte formal gültig waren.
Im Laufe der Jahre vertrauten uns unsere Geldgeber immer größere Projekte an. 2006 hatte unser größtes Projekt ein Volumen von 3 Millionen Euro, heute können wir auch 30 Millionen Euro optimal einsetzen.1992 ermöglichten wir zwei aus-gesuchten Handwerksgesellen einen Auslandsaufenthalt in Frankreich, heute führen wir im Projekt TAMEB II mehr als 3.200 syrische Geflüchtete in der Türkei zu beruflichen Abschlüssen. Von Anfang an beschäftigten wir uns mit ›Capacity Building‹ von Kammern und Verbänden und in der Berufsbildung. Unsere weitsichtigen Gründungsväter haben uns aber auch die Handelsförderung als Aktionsfeld in die Satzung geschrieben. 2012 haben wir Neuland betreten und zusammen mit dem BGA das Import Promotion Desk aufgebaut, das im europäischen Importförderungsnetzwerk TRIC mittlerweile eine führende Rolle übernommen hat.
100 Mitarbeiter zählt sequa heute und unser Umsatz wird bald die 50-Millionen-Marke überschreiten. Unsere Strukturen und Prozesse haben sich professionalisiert und digitalisiert: Aus Broschüren wurde die Website, aus Fax, Telex und Brief wurden E-Mail, WhatsApp und Zoom.
Was geblieben ist: Internationale Zusammenarbeit liegt in unserer DNA, die Zugehörigkeit zu Privatwirtschaft und Unter-nehmertum ebenso. Wir empfinden Stillstand als Rückschritt und schnelles, regelkonformes Entscheiden, Handeln und Umsetzen als ›sequa-like‹. Dass unsere Partner das auch so sehen (sieheFolgeseiten), erfüllt uns mit Stolz und motiviert uns für die nächsten 30 Jahre.
Gebhard Weiss
Geschäftsführer sequa
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